Wir waren auf der Venus Messe In Berlin

Unsere Mission

Auf der diesjährigen Venus haben wir über das Thema Seil aufgeklärt - und dass Fesseln weder weh tun noch zwingend etwas Sexuelles sein muss.

Es ist wichtig ein bisschen Aufklärungsarbeit zu betreiben, da die Medien doch hier viel Wirkung haben heutzutage und vieles stigmatisieren. Es wird damit schnell alles über einen Kamm geschert, ohne wirklich Subgebiete tatsächlich erlebt oder zumindest sich darüber informiert zu haben.

Vielleicht kurz für diejenigen, die jetzt bisher noch null Seilbezug hatten und sich noch nichts drunter vorstellen können: Fesseln, speziell Sensual Shibari mit den "Führen und Führen lassen" sowie "Partner-Yoga" Elementen, vermag sehr viel in einem Menschen auszulösen. Und es klappt prinzipiell bei Jedem. Dafür braucht man keine besonderen Neigungen oder Interessen. Es braucht nur einen offenen aufgeschlossenen Bezug zu diesem neuen Thema, und man kann bereits beim ersten Ausprobieren ein recht gutes Gefühl dafür bekommen, wie es sich anfühlt, sich komplett fallenzulassen und im Anschluss tiefenentspannt wieder in die Realität zurückzukehren. Viele bezeichnen einen schwebeähnlichen Zustand, in den man dabei verfallen kann, als "Subspace". In diesem Moment denkt man oft an gar nichts mehr und fühlt sich sehr geborgen und wohl. Gerade die psychische Kompomente hierbei ist also besonders hervorzuheben, denn damit rechnet niemand, der auf dieses Thema angesprochen wird. Und ohne es zu erleben ist es auch schwer, dies in Worten glaubhaft zu vermitteln.

Unsere Erfahrungen

Es war nicht erstaunlich, dass 95% von Bondage gar keine Ahnung hatten, bzw. dies sofort in den Shades of Grey bereich eingestuft haben. Niemand wusste von den erstaunlichen Wirkungen, die Seil und Fesseln auf Körper und Geist haben können, oder was man alles auch ohne den SM- und sexuellen Kontext in der Richtung so machen kann. Eine der ersten Fragen war fast immer: "Muss man sich dafür ausziehen?" und "Tut das weh?". Beides konnte man zwar verneinen, was die Skepsis oft nur marginal verkleinert hat :-)

Einige hatten so große Initialzweifel, dass ein sofortiges "Nein danke" ein weiteres Erklären unmöglich gemacht hat. Teilweise sind Menschen so engstirnig durch die Hallen geschritten, dass man sich fragt was diese auf der Messe eigentlich wirklich machen (außer entsetzt alles angucken, was einem dargeboten wird).

Umso schöner die Gespräche und Begegnungen mit all denen, die interessiert oder zumindest mit offenen Ohren zugehört haben. Einige davon haben versprochen, sich zumindest mal zu belesen und sich ein objektiveres Bild zu machen. Aber so manche waren dann auch neugierig, ob an dieser versprochenen "99% Erfolgsquote für Tiefenentspannung" wirklich was dran ist. Es waren ein dutzend Leute dabei, die - teilweise bedingt durch die geografische Distanz zu Berlin - tatsächlich die Chance genutzt haben, Sensual Shibari mit uns direkt auf der Messe auszuprobieren. Wir sind dafür in den Backstage-Bereich, wo auch keine Kameras und Zuschaueraugen zu finden waren. Eigentlich fast jede Person hatte am Anfang noch starke Zweifel ("Mach du mal zuerst" zur Freundin), hat sich aber dann darauf eingelassen, es zu probieren.

In den ersten Minuten waren manche noch etwas angespannt. Doch sehr schnell ist diese bereits in Entspannung übergegangen. Spätestens als dann bereits die Beine mit eingepackt waren, hat man immer auch im Gesicht ablesen können, dass es ein sehr wohltuendes, wenn auch neues, Gefühl auslöst. Oftmals waren die Blicke der Freundin, die dabei dann zugeschaut hat, mindestens so interessant. Denn diese konnten oft nicht nachvollziehen, wie etwas derartig "gefesseltes" sich bequem anfühlen konnte ("Das schaut aus als würde es wehtun"). Erst als dieses Mädel dann an der Reihe war, konnte sie selbst auch nachempfinden wie sich ihre Freundin gefühlt haben musste. Und schon waren zwei weitere Menschen angesteckt mit der Fesselei. Fast jede der spontan Gefesselten hat auch nachdem alle Seile wieder gelöst waren, sich ein paar Minuten Zeit genommen um langsam zur Realität zurückzufinden, und waren oft schon fast etwas enttäuscht, dass der kleine Schnupperkurs nicht länger ging ("Ach, schon vorbei? Schade").

Die coolsten Reaktionen direkt danach hätte man eigentlich per Video/Audio festhalten sollen:

  • "Feels like being hugged from all sides..."
  • "Wow, hätte nicht geglaubt dass einen das so kicken kann"
  • "Ich glaub ich hab nen neuen Fetisch!"
  • "Wir müssen Seil kaufen!"
  • "Ich fühl mich wie auf Drogen, nur ohne Drogen. Und voll tiefenentspannt."

Und das alles von Leuten die mit dem Thema quasi bisher nichts zu tun hatten und von sich auch nicht gedacht hätten, dass davon auch nur irgendwas interessant sein könnte. Zusätzlich muss man sagen, dass dies Level 1 von 100 war, also wirklich sehr beginnerfreundlich. Da gibt es noch viele Steigerungsmöglichkeiten, und damit noch viel Potenzial für noch mehr Wow-Effekt. Aber es ist immer besser anfangs vorsichtiger vorzugehen und sich lieber dann steigern können, statt gleich von 0 auf 100 zu gehen. Immerhin wissen diese Personen jetzt aus erster Hand, was Seil bewirken kann und sind hoffentlich nun regelmäßig dabei. Danke den Mutigen, die diese Begegnungen so lebendig haben werden lassen.

Erlebnisberichte

Ein paar Erlebnisberichte und erste Eindrücke von denen, die Sensual Shibari zum allerersten Mal erlebt haben. Es sollen auch wohl noch mehr werden. Habt ein wenig Geduld noch :-)

am anfang wars wirklich komisch für mich, weil ich mich nicht richtig entspannen konnte. klar, sowas macht man auch nicht jeden tag. das fesseln selber war nicht unangenehm oder schmerzhaft, habs dann mit der zeit garnicht mehr mitbekommen. war echt eine erfahrung wert und würds jedem weiterempfehlen :D :+1: Michèle
Eine unerwartet sinnliche und entspannte Erfahrung. Ich hätte nie gedacht, dass man dabei so gut abschalten kann und einfach mal den Alltag vergisst. Für mich ein sehr schönes Gefühl. Ich würde es gern wiederholen. Natalie
Nach anfänglichen gemischten Gefühlen und vielen Fragen in unseren Köpfen, waren wir doch sehr gespannt was uns erwarten wird. Unsere Neugierde auf etwas,doch für uns bis dahin unbekannten, hat gesiegt. Dann ging es auch schon los:) Wir glauben das jeder der genau diese Erfahrung erleben möchte, sich vorher damit selbst auseinander setzt, um sich selbst schon einmal bewusst zu werden, ob man Gefallen daran findet oder nicht. Am Ende haben wir beide doch sehr unterschiedliche Erfahrungen/ Emotionen während dessen und danach erlebt.

Merle: Trotz der Enge durch die Fesslung habe ich mich doch sehr wohl gefühlt und gar nicht eingeengt. Ich konnte mich dabei sehr gut fallen lassen und dadurch das es ihm gelingt die gewisse Grenze des machtbaren zu finden und nicht zu überschreiten, konnte ich eine Art der Tiefenentspannung für mich spüren. Hinterher habe ich mich und meinen Körper internsiver wahrnehmen können.

Frieda: Ich fande es bereits am Anfang sehr interessant zu spüren, wie er das vertrauen zu mir aufgebaut hat. In der Position der Fesslung entstanden in mir verschiedene Emotionen, einerseits viel es mir leicht mich voll kommen hinzugeben und zu entspannen, anderseits entwickelte es mehr ein Gefühl der Erregung in mir. Während des Fesselns habe ich mich noch relativ frei gefühlt, erst als meine komplette Bewegungsfreiheit genommen war, entstand ein Gefühl der Machtlosigkeit auf eine besondere Art. Die Tiefenentspannung trat für mich erst nach dem eigentlichen Prozess ein. Ich konnte meinen Körper auf eine neue Weise spüren, es ist schwer zu beschreiben, aber es war als könnte ich mein Blutfluss deutlicher empfinden und doch zugleichen Zeit war es ein schönes, beruhigendes Gefühl.

Wir fanden für das erste mal war es gut nicht überfordert zu werden und würde es auf jeden Fall nochmal machen und würden uns gerne mal an unsere Grenzen heran tasten. Zusammenfassend war es eine gute Erfahrung und wir würden es definitiv empfehlen selbst aus zuprobieren. Lasst euch nicht vom Internet beeinflussen und macht eure eigenen Erfahrungen. :) Merle und Frieda